Ein “Dienst an der Gesellschaft” für alle, die in nächster Zeit in Rente gehen – mit dieser Forderung will Ex-Bundesfamilienministerin Schröder eine Debatte über Generationengerechtigkeit anstoßen. Worum es geht und wie realistisch das ist.
Eine CDU-Politikerin fordert das? Die Karriere dieser Frau ist damit beerdigt.
Ich fürchte, viele haben den Artikel nicht gelesen. Das ist ein provokativer Vorschlag um zu zeigen, wie viel derzeit von der jungen Generation verlangt werden sollte, wenn es nach manchen Menschen geht. Früher Renteneintritt, garantierte Rentenniveaus, Wehrpflicht oder verpflichtende soziale Arbeit (gepaart mit dem Märchen, das würde die Leute in Form biegen und wieder Respekt schaffen) sowie verschobener Klimaschutz - alles Dinge, die jungen Menschen zur Last fallen. Freut euch, eine Unionspolitikerin fasst sich ans Hirn und versucht, die Debatte wieder in die Realität zu führen.
“CDU-Politikerin möchte Boomer fürs CDU-Wählen bestrafen”
kann ich so unterstützen den Vorschlag
Viele Fragen bleiben damit offen: Was wäre mit den vielen Männern, die bei der Bundeswehr waren oder Zivildienst gemacht haben? Was wäre mit jenen, die sich als Großeltern schon jetzt viel um die Enkel kümmern? Was wäre mit Menschen, die partout nicht wollen? Was wäre mit Beamtinnen und Beamten? Was wäre mit Menschen, die nach einem langen Berufsleben körperlich nicht mehr können?
Damit ist eigentlich schon im Artikel alles gesagt.
Was wäre mit den vielen Männern, die bei der Bundeswehr waren oder Zivildienst gemacht haben?
Irrelevant. Wehrdienst ist Wehrdienst. Zivi war Ersatz für Wehrdienst. Ein soziales Pflichtjahr ohne Verbindung zur Wehrpflicht ist keins von beidem. Niemand hat diesen Dienst schon geleistet. (Disclaimer: Ich hab Zivildienst geleistet.)
Was wäre mit jenen, die sich als Großeltern schon jetzt viel um die Enkel kümmern?
Analog: Was wäre mit 18 Jährigen, die viel auf ihre kleinen Geschwister aufpassen? (Oder die in die Ausbildung starten wollen?)
Was wäre mit Menschen, die partout nicht wollen?
Muss man dazu was sagen? “Keine Lust” ist natürlich kein Grund, wenn wir von einer Pflicht reden.
Was wäre mit Beamtinnen und Beamten?
Was soll mit denen sein? Was wäre mit Perlentauchern oder Modelleisenbahnhobbyisten?
Was wäre mit Menschen, die nach einem langen Berufsleben körperlich nicht mehr können?
Für die Prüfung der Tauglichkeit hatten wir bei der Wehrpflicht auch einen Weg. Arbeitsmedizinische Untersuchungen sind nicht neu und könnten darauf angewendet werden.
Allgemein interessieren entweder A) alle diese Punkte bei analogen Forderungen für junge Menschen auch keinen, oder sie sind B) Nebelkerzen, bei denen so getan wird, als seien es unbeantwortete Fragen, obwohl die Antwort auf der Hand liegt, oder unterstellen C) irgendwelche fragwürdigen Verhinderungsgründe bestimmter Gruppen, über die erstmal zu diskutieren wäre.
Wie immer sieht man auch hier die gärtnernden Böcke am Werk. Ist man auf einmal selbst potentiell betroffen, kommen die gleichen (bzw. analogen) Gegenargumente, die vorher bei “den Anderen” nicht gegolten haben.
Zwangsarbeit ist für alle Gesellschaftsschichten eine Scheißidee, egal ob jung oder alt. Und ich denke der Vorschlag illustriert genau das (ob das das Ziel war oder nicht).
“Keine Lust” ist natürlich kein Grund, wenn wir von einer Pflicht reden.
Eine Pflicht ist ein Zwang, und Leute die unter Zwang arbeiten müssen, werden das bestimmt sehr gut und gründlich machen.
/s
Wie werden mir meine Ehrenamtszeiten in verschiedenen Vereinen angerechnet? - Nur um den Faden mal weiter zu spinnen.
Aber es wäre schon eine interessante Idee, ab man frische Ruheständler (ohne Pflicht) zu mehr Engagement im Ehrenamt gewinnen könnte. Ob man das von offizieller Seite promoten könnte.
Genau deswegen ist dieses verdonnern zu einem sozialen Pflichtjahr egal ob für Jung oder Alt total bescheuert.
Die Politik sollte ein Interesse daran haben, dass jeder in der Gesellschaft freiwillig Bock hat sich zu engagieren und das einfach entsprechend unterstützen und fördern. Das ist aber denke ich ein Gesamtpaket was unsere heutige Politik komplett überfordert, weil es nicht nur in einem Zuständigkeitsbereich liegt.
Die Politik sollte ein Interesse daran haben, dass jeder in der Gesellschaft freiwillig Bock hat sich zu engagieren und das einfach entsprechend unterstützen und fördern.
Eine Gesellschaft, in der Menschen das tun wollen und können, ist aber politisch schon lange nicht mehr gewollt, denn grenzenlos egoistische Hyperindividualisten lassen sich besser ausbeuten ökonomisch verwerten.
Also ich fänd ne vernünftige Ehrenamtsförderung sinnvoller. Wenn es gleichzeitig auch noch einfacher wird eins in der eigenen Gemeinde zu finden und neue Möglichkeiten geschaffen werden, könnten ein paar sterbende Ortschaften etwas leben bekommen und die Einsamkeitsgefahr von nicht arbeitenden reduziert werden.
Ehrenamt muss man nicht ausdrücklich fördern, man muss nur ein gesellschaftliches Klima schaffen (oder erhalten), das Ehrenamt zulässt und/oder hervorbringt.
Das beißt sich leider mit dem neoliberalen Fiebertraum einer vollkommen durchkommerzialisierten “Gesellschaft” von hyperindividualistischen Egomanen.
Wobei ich Fördern im Sinne von erleichtern, vereinfachen und anerkennen schon sinnvoll fände.
Die Anforderungen werden werden durch gesetzliche Vorgaben nicht wirklich leichter und werfen so manchem ambitionierten Projekt ziemliche Steine in den Weg. Und auch wenn die Behörden immer wieder das Engagement der Ehrenamtys hervorheben, wird so manche Leistung als selbstverständlich wahrgenommen. Wenn z.B. Andrea Behr die Tafeln als gottgegebene Unterstützung für Arbeitslose darstellt und nicht als Lückenfüller für staatliche Versäumnisse (auch wenn sie es halbherzig versucht zu relativieren).
Ich bin eigentlich eher abgestoßen davon, dass Politiker und/oder Behördenvertreter ehrenamtliche Tätigkeiten in den Himmel loben. Meistens tun sie das aus Eigennutz, denn ein solcher Auftritt gibt gute PR, oder, um davon abzulenken, dass sie ständig dem Ehrenamt den Boden entziehen, sei es durch eine menschenverachtende Wirtschafts- und Sozialpolitik, oder durch immer weiter ausufernde Bürokratie.
Das wirklich Schlimme daran ist, dass wir in der Vergangenheit ein dem Ehrenamt wesentlich zuträglicheres gesellschaftliches Klima hatten, das wird aber seit rund 4 Jahrzehnten systematisch zugunsten der Wirtschaft™ zerstört und dann als Feigenblatt irgendwelche lächerliche Programme zur “Förderung des Ehrenamts” erfunden.