Was für ein Framing. Die Arbeitsmoral ist nicht „im Keller“, die Arbeitenden erfüllen doch immer noch ihre Verträge. Was im Keller ist, ist die Moral der Chefs, ihren Angestellten ordentliche Bedingungen zu bieten.
Nachdem wir (zum 4. mal in Folge glaube ich) in unserem Unternehmen ein absolutes Rekordjahr hatten und der Aktienkurs durch die Decke gegangen ist, werden alle Mitarbeiter im Schnitt mit 2,3% Gehaltserhöhung abgespeist. Nachdem wir die letzten Jahre bei der Gehaltsrunde deutlich unter Inflationsniveau lagen. Gleichzeitig kriegt der CEO 70% mehr als im letzten Jahr. Ähnlich hohe Erhöhungen im kompletten oberen Management. Home Office soll auf 2 Tage pro Woche reduziert werden. Dividende ist um 6% gestiegen.
Wahrscheinlich fragen sie sich noch, warum die Arbeitsmoral daraufhin sinkt.
Arbeitsmoral passt sich an Arbeitsbedingungen an.
Man könnte ja mal anfangen, sinnlose Prozesse und weltfremde Compliance für die Mitarbeiter-Ebene zu reduzieren. Wenn ich eine Meldung machen muss, weil mir ein Geschäftspartner zwei Tafeln Schokolade zu Weihnachten schickt, deren Wert unter 10€ liegt, aber im Management wilde Mehrtagesevents mit dem Geschäftspartner abgehalten werden - dann fühlt man sich eben veräppelt.
Ach, wenn rundherum alles teurer wird, und die C-Levels sich gerne mal 20% und mehr gönnen, man selbst aber nichtmal einen Inflationsausgleich bekommt… das schlägt aufs Gemüt?
In der Garage stehen in Reih und Glied lauter grotesk proportionierte, absurd riesige Autos auf den Management-Parkplätzen.
Die E-Bike-Ladestationen wurden aber abgebaut, weil “zu teuer”.
Nicht-so-fun-fact: Die üblichen 500Wh Akkus von eBikes fassen genau eine halbe Kilowattstunde und kosten daher um die 17 Cent pro Ladung an Stromkosten. Wenn dort nicht gerade tausende Mitarbeiter ihre Fahrräder geladen haben, sind die Kosten für den Abbau höchstwahrscheinlich größer als die für den Betrieb über zig Jahre