Das war der zweite Warnschuss. Wer hat noch nicht, wer will nochmal?
https://www.kuketz-blog.de/opt-out-widerspruch-bei-der-elektronischen-patientenakte-epa-einlegen/
Zwei Möglichkeiten wie es hätte besser gemacht werden können:
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Eine dezentrale Speicherung, bei der die Daten in jeder Arztpraxis lokal & digital gelagert werden. Diese sind natürlich komplett verschlüsselt, wobei nur der Patient die Entschlüsselung authorisieren kann. Notfallrelevante Daten werden in einem weniger streng gesicherten Bereich gespeichert.
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Eine Patientenakte nach dem Prinzip “Hardware-Wallet”. Die Daten werden auf einem USB-Stick-ähnlichen Speicher gelagert, wobei der Patient die Daten physisch besitzt und nur er die Entschlüsselung authorisieren kann. Notfallrelevante Daten werden in einem weniger streng gesicherten Bereich gespeichert. Es könnten, für den Fall des Verlusts, auch (natürlich verschlüsselte) Backups bei den Krankenkassen hochgeladen werden, die eine Wiedererlangung der Daten ermöglicht.
Die sinnvolle Datennutzung würde in beiden Fällen nicht verhindert werden und die Daten wären um Einiges sicherer.
Soso er dankt der Firma für das beheben der Schwachstelle, warum dankt er nicht dem CCC für das Finden?
Wenn man ganz still ist, kann man leise Linus Neumann weinen hören.
Wird das nun ein neuer running gag? Die Batiendenaggde ist sischä!!!
Ist es überheblich bzw. extremst überschätzt von mir zu sagen, dass ich als 19 jährige junior dev das besser hinbekommen würde? Also durch und durch?
Ja, definitiv. Was du vermutlich nicht auf dem Schirm hast:
- Das wird höchstwahrscheinlich nach Wasserfallmodell entwickelt, also bekommst du am Anfang ein Lastenheft mit Anforderungen, die völlig an der Realität vorbei gehen, und sollst dann irgendwas liefern, was in der Realität funktioniert.
- Es gibt da mit Sicherheit unzählige Legacy-Systeme, die angebunden werden wollen. Das ist unfassbar viel Arbeit und bringt weitere komplexe Anforderungen ein.
- Weil es so viel Arbeit ist, erfordert es ein Team von Entwickler*innen. Das bringt viel Komplexität und Fehlerpotential bei der Kommunikation ein. Insbesondere ist das System nicht mehr von einer Person überschaubar. Ob gewisse Sicherheitsprobleme mitigiert sind, kann man dann oftmals nur noch empirisch herausfinden, d.h. mit 'nem Pentest dagegen klopfen (was ja der CCC auch macht).
- Und naja, du hast wahrscheinlich auch noch nicht die Erfahrung gemacht, wie viel Arbeit es bedeutet, ein Service wirklich produktiv zu nehmen. Ich veranschlage mittlerweile pauschal zwei Jahre, egal wie groß das Team ist. Wobei man als Einzelperson oftmals gar nicht vorwärts kommt, weil sich das Umfeld (Anforderungen, aber auch Bibliotheksversionen und Co.) schneller ändern als man hinterherkommt.
Das sind ja nicht die einzigen Sachen, es gibt so unglaublich viele Edgecases die niemand bedacht hat und entweder erst in der Entwicklung oder schlimmer im Test aufkommen.
Und njaaa soviele legacy Systeme sind da gar nicht in der Umgebung.
Zudem hast du dann auch noch internationale Teams die daran arbeiten.
Wenn das Lasten- und Anforderungsheft an der Realität vorbei geht, haben die Entwickler Teams und Productowners aber auch schlecht gearbeitet.
Ich seh einige Probleme, vor allem da Sicherheit (Security) und Bedienbarkeit leider stark im Konflikt stehen.
Als relativer Laie würde ich als Design einen Hardware-Schlüssel in alle Krankenkarten packen, mit dem die jeweilige EPA verschlüsselt ist. Zugriff auf die verschlüsselte EPA erhalten Arztpraxen überhaupt erst durch das existierende Verifizierungsgedöns mit dem auch Abrechnungen gemacht werden.
Problem hierbei ist, dass ein Programmierer aber keine Hardware-Entscheidungen treffen kann. Wenn also die Grundbedingungen Schrott sind, kann man höchstens so viel Schaden begrenzen. Wenn also im Ausschreiben vom Bund drinsteht, dass haufenweise Akteure leicht massenhaft Zugriff haben sollen (privatwirtschaftliche Forschung und so) kannst du nicht viel machen.
Funktioniert dann im Notfall auch nicht ohne die Karte? Wenn ich ohne Versichertenkarte im Autounfall lande wäre es ja trotzdem schön, wenn man meine Medikamente und Allergien kennt. Da muss dann ein gutes Audit System für spontane Zugriffe her, aber möglich müssen sie sein.
Naja, völlig naiv gedacht sollte Notfall Zugang möglich sein. Entweder zugänglich für jedes medizinische Personal, wird dann groß mit Zeitstempel in der Akte vermerkt und der/die Betroffene wird nochmals separat informiert, oder per extra Zugang den Leute im Rettungsdienst und Notaufnahme bekommen.
Ja, ist es. Weil du das Politikum und die furchtbaren und inkompetenten Akteure noch nicht kennengelernt hast, die solche Projekte kontinuierlich zugrunde richten und dafür beneide ich dich.
Jeder angehende Coder würde das (evtl. mit ein bisschen Mentorship) besser lösen können. Da kommen dann irgendwelche Buden, die bei Ausschreibungen besonders wenig geboten haben und dann setzt Günni der in den Neunzigern mal bisschen was mit Visual Basic gemacht hat, das Projekt dann um. Schlimm genug, doch dazu kommt noch, dass der CCC immer noch als ernstzunehmende Institution von der Politik unterschätzt und oft sogar Hilfe ausgeschlagen wird, während das BSI eine Luftnummer nach der anderen produziert (erinnert sich noch jemand an das IT-Sicherheitskennzeichen, das sich Hersteller basically selbst ausstellen können?).
Wie soll es unter solchen Voraussetzungen auch besser werden? Digitalisierungskompetenz in Deutschland, das schließt sich einfach aus. Naja, mein Job ist wenigstens sicher…
KI wird bald auch deinen Job ersetzen! Mit Robotern, die … Licht … schlachten - anscheinend