Der Türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist ein entschiedener Befürworter sogenannter natürlicher Geburten. Erst kürzlich sorgte eine Werbeaktion für jene Entbindungen für Aufruhr.
Wie üblich: Menschen, die nicht gebären entscheiden, wie andere gebären sollen.
Die Türkei hat ein Verbot für geplante Kaiserschnittgeburten ohne medizinische Notwendigkeit in privaten Kliniken verhängt.
Weniger schlimm als es im Prinzip klingt. Allerdings bleibt natürlich die Frage wer entscheidet was medizinisch notwendig ist und ob das gleich bleibt.
Das Problem ist die Auslegung. Wir hatten zwei Schwangerschaften mit Geburten in Beckenendlage. Beide Male haben wir uns für einen Kaiserschnitt entschieden, der natürlich nicht die einzige Option war. Bekannte haben „normal“ gebärt und hatten dadurch ein Kind mit gebrochenem Arm und 12 Monate Spaß damit.
Also ich sehe das auch etwas ambivalent. Aktuell gibt es oft auch den Anreiz Kaiserschnitte durchzuführen, weil es schneller geht und die Klinik überlastet ist. Außerdem kann man bei einem Kaiserschnitt höhere Beträge mit der Krankenversicherung abrechnen. Und wenn möglich ist eine normale Geburt für Mutter und Kind deutlich besser und verheilt auch deutlich schneller. Ein Kaiserschnitt ist schon eine krasse OP und das sollte man nicht unterschätzen (wie eigentlich das ganze Thema Geburt). Ich weiß, dass da gerade in der Türkei aktuell viel schief läuft und das sieht man auch an der Statistik Kaiserschnitt/Normalgeburt im Vergleich zu anderen Ländern.
Ich habe vor einigen Jahren mal eine interessante Doku auf Arte darüber gesehen. Es ging es um geplante Kaiserschnitte in Brasilien, die dort Standard sind. Für die Mütter und vor allem auch für die Krankenhäuser ist das viel angenehmer, effizienter weil planbarer und Geld in deren Kassen spült. Allerdings verlernt eine ganze Nation dadurch innerhalb von ein paar Jahrzehnten, wie man mit einer natürlichen Geburt umgeht, was eine solche Geburt emotional und körperlich ausmacht, was Frauen in solchen Situationen brauchen. Das bringt Probleme mit sich.
Für die Mütter und vor allem auch für die Krankenhäuser ist das viel angenehmer
Es ist halt ne offene Bauchoperation, ob das für die Mütter wirklich angenehmer ist halte ich für längst nicht ausgemacht. Oft können die Mamas danach erstmal längere Zeit nicht aufstehen und sind auf Schmerzmittel angewiesen, die Narkose muss man auch erstmal verarbeiten. Das macht z.B. den Einstieg ins Stillen und den Schlafentzug usw. sicher nicht einfacher. Klar kann man das trotzdem schon alles hinbekommen. Aber ich schätze mal der Kaiserschnitt ist wohl nicht wirklich immer so im Interesse der Mütter und wohl eher geben die “effizienten” Abläufe im KKH den Ausschlag.