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Ich gendere teilweise schon. Entweder mit der expliziten Nennung der weiblichen und männlichen Form oder häufiger gänzliches Vermeiden der entsprechenden Worte. Nicht, weil ich andere Gender-Identitäten ausgrenzen will, sondern einfach weil ich es stilistisch schöner finde als den Glottisschlag.

Mein Hauptargument gegen Gendern ist, dass ich es einfach als sehr willkürliche Maßnahme empfinde. Wenn es unzählige Ursachen für Diskriminierung gibt, was gibt gerade der Diskriminierung aufgrund von Gender so eine herausragende Bedeutung?

Ein gängiges Argument für Gendern ist, dass Menschen bei Verwendung des generischen Maskulins zumeist nur an Männer denken. Ich würde entgegnen, dass wir generell in Stereotypen denken. Wenn uns im Leben zumeist männliche Ärzte begegnen, so ist dies auch unsere erste Assoziation. Ebenso denken aber die wenigsten beim Wort “Arzt” an einen Menschen, der im Rollstuhl sitzt oder eine Burka trägt. Wieso sollten wir jetzt der Diskriminierung aufgrund des Genders mit einer neuen Sprache begegnen, nicht aber der Herkunft o.ä.? Wir könnten ja auch ArztINT sagen, um auszudrücken dass medizinisches Fachpersonal INTernationaler Herkunft und nicht nur urdeutsch und weiß sein kann. Oder ArztARM, weil es auch ohne reiche Akademikereltern geht. Oder wir könnten ArztSCHRÄNK sagen um herauszustellen, dass man auch mit körperlichen EinSCHRÄNKungen Karriere machen kann.

Ich denke, wir sind, was Geschlechtergerechtigkeit angeht, schon auf einem ganz guten Weg. Im Vergleich zur letzten oder vorletzten Generation haben wir heutzutage schon so viele Fortschritte gemacht und ich sehe eigentlich auch nicht, dass diese Entwicklung an Fahrt verliert. Wir sollten die Anstrengungen aufrecht erhalten und auch auf möglichst viele andere Bereiche vom Diskriminierung ausweiten. Eine Anpassung der Sprache braucht es dazu meiner Meinung nach nicht.

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Naja, auch ein gegnerisches Maskulinum ist schon Gendern. Gendersensible Sprache ist auch keine willkürliche Maßnahme, sondern hat einen sehr gezielten Ansatz, den du sicher schon gehört hast. „Sprache schafft Bewusstsein,“ dahinter steht eben der Gedanke, dass sprachliche Inklusion anderer Geschlechter diese sichtbar macht. Das ist alles andere als willkürlich.

Ich würde entgegnen, dass wir generell in Stereotypen denken. Wenn uns im Leben zumeist männliche Ärzte begegnen, so ist dies auch unsere erste Assoziation. Ebenso denken aber die wenigsten beim Wort “Arzt” an einen Menschen, der im Rollstuhl sitzt oder eine Burka trägt. Wieso sollten wir jetzt der Diskriminierung aufgrund des Genders mit einer neuen Sprache begegnen, nicht aber der Herkunft o.ä.?

Weil wir keine herkunfts-, religions- oder rollstuhlanzeigende Wortendungen haben. Gender ist die einzige Eigendschaft, die wir in Personenbezeichnungen einfließen lassen.

Ich denke, wir sind, was Geschlechtergerechtigkeit angeht, schon auf einem ganz guten Weg. Im Vergleich zur letzten oder vorletzten Generation haben wir heutzutage schon so viele Fortschritte gemacht und ich sehe eigentlich auch nicht, dass diese Entwicklung an Fahrt verliert. Wir sollten die Anstrengungen aufrecht erhalten und auch auf möglichst viele andere Bereiche vom Diskriminierung ausweiten. Eine Anpassung der Sprache braucht es dazu meiner Meinung nach nicht.

Ich würde nicht sagen, dass wir auf einem guten Weg sind, nur weil schon ein Stück des Weges gegangen sind. Es geht hier immer noch um mehr als 50% der Bevölkerung, die nicht die gleichen Rechte und Chancen haben wie ein cis Mann mit vergleichbaren Lebensumständen.
Und wie sollte man es nicht als „an Fahrt verlieren bezeichnen, wenn man eine Maßnahme von so geringem persönlichen Aufwand wie gendergerechte Sprache ablehnt, zumal sie doch im Verhältnis zum Aufwand sehr viel zu bringen scheint?

Klar haben wir noch viel mehr Baustellen, aber die muss man nicht vernachlässigen, weil man darauf achtet, wie man gendert.
Und ehrlich gesagt geht mir das Ausspielen verschiedener Diskriminierungsformen gegeneinander und der darin enthaltend Whataboutism tierisch auf die Nerven. Das sollten wir sein lassen.

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wenn man eine Maßnahme von so geringem persönlichen Aufwand wie gendergerechte Sprache ablehnt, zumal sie doch im Verhältnis zum Aufwand sehr viel zu bringen scheint?

Erstmal würde ich von mir selbst gar nicht sagen, dass ich es ablehne. Ist für mich in Ordnung, wenn das jemand für sich entscheidet und tun möchte. Persönlich hat es für mich einfach keine Priorität, u.a. aus den oben genannten Gründen.

Wie “sehr gering” der persönliche Aufwand bzw. auch die Überwindung ist, halte ich aber für ziemlich subjektiv. Die meisten Menschen sind Veränderungen gegenüber eher skeptisch eingestellt. Erst recht, wenn sie die Veränderung als von außen auferlegt empfinden. Die genauen Zahlen schwanken je nach Umfrage aber von all dem, was ich bisher gelesen habe, steht in Deutschland keine Mehrheit hinter dem Gendern. Die Akzeptanz soll wohl in den letzten Jahren sogar weiter gesunken sein. Für viele ist da also durchaus ein innerer Widerstand.

Dass keine Mehrheit hinter Gendern steht, ist natürlich erstmal kein Argument dafür, dass es eine schlechte Idee ist. Die Mehrheit kann natürlich auch falsch liegen. Tut sie oft. Ich frage mich aber, ob es dieses Thema wert ist, die Gesellschaft mit äußerem Druck zu einer Veränderung ihrer Gewohnheiten zu drängen oder gar zu zwingen.

Aus meiner Sicht stehen eine ganze Reihe wichtigerer Themen an, mit denen sich die Menschen in den nächsten Jahrzehnten abfinden müssen. Allein schon all die verschiedenen Folgen des Klimawandels. Stell dich mal auf eine Bühne und fordere, dass Menschen konsequent gendern sollen UND ihr Auto abgeben sollen UND nicht mehr mit dem Flugzeug fliegen UND weniger Fleisch essen sollen, mehr Steuern zahlen UND weniger Rente bekommen UND länger arbeiten müssen usw.

Du kannst das gerne Whataboutism nennen und du hast auch nicht unrecht damit. Ich denke einfach, dass die meisten Menschen nur ein bestimmtes Maß an Veränderung akzeptieren. Und da gibt’s für mich einfach wichtigere und größere Baustellen als gendergerechte Sprache. Sowohl in Bezug auf Gleichberechtigung der Geschlechter, Diskriminierung allgemein und auch gesamtgesellschaftlich.

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Wie “sehr gering” der persönliche Aufwand bzw. auch die Überwindung ist, halte ich aber für ziemlich subjektiv.

Persönlich erfordert es keinen Geldeinsatz, keinen körperlichen Kraftakt und keine große Gewohnheitsumstellung wie der Umstieg von Auto auf ÖPNV oder von Fleischessen auf Veganismus. Ein bisschen Offenheit und der Rest kommt mit der Zeit.

Erst recht, wenn sie die Veränderung als von außen auferlegt empfinden. Die genauen Zahlen schwanken je nach Umfrage aber von all dem, was ich bisher gelesen habe, steht in Deutschland keine Mehrheit hinter dem Gendern. Die Akzeptanz soll wohl in den letzten Jahren sogar weiter gesunken sein. Für viele ist da also durchaus ein innerer Widerstand.

Man muss dabei aber auch bedenken, wie groß der Aufwand gegen geschlechtersensible Sprache in den letzten Jahren war, von der klassischen Springerpresse-Hetzkampagne bis hin zu Gesetzen, die sie in Amtsstuben zu verbieten versucht. Da wurde von Rechtspopulisten ordentlich ein Feindbild aufgebaut, bzw. die bestehenden Feindbilder mit Gendersprache zusätzlich ausgebaut. Und dem sollte man sich auch entgegenstellen.

Ja, auf den ersten Blick mag es wichtigere oder drängendere Themen geben als geschlechtergerechte Sprache. Aber auf den zweiten Blick hängen alle diese Themen miteinander zusammen.
Ein Beispiel: es gibt inzwischen Studien, die im Ergebnis darauf hindeuten, dass sich von geschlechtergerechte Sprache in Stellenausschreibungen eher auch Frauen angesprochen fühlen und dass Mädchen eher neigen, sich Berufswege zuzutrauen, wenn diese entsprechend präsentiert werden. Was ist, wenn in einem Mädchen/einer jungen Frau eine charismatische Politikerin oder eine fähige Wissenschaftlerin steckt, die einen großen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leistet, aber diese Berufe nie in Erwägung zieht, weil sie zu viel mit dem gegnerischen Maskulinum in Berührung kam?
Außerdem sind die Mechanismen und die Anstifter, die hinter den schon angesprochenen Kampagnen gegen gendersensible Sprache stecken und die, die hinter Hetzkampagnen gegen die Grünen, gegen antirassistisch Anstrengungen, gegen Antifaschismus, gegen Bemühungen zur Bewältigung des Klimawandels, gegen queere Rechte, usw. stecken, in größten Teilen deckungsgleich.
Deswegen lohnt es sich, an jeder Stelle gegen diese Demagogen und Populisten vorgehen. Wenn diese Strategien an einer Stelle bröckeln, werden sie auch an anderer Stelle angreifbarer.

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