Vadder
Danke für Deinen überaus positiven Erfahrungsbericht von der anderen Seite, wobei - so wie Du sagst, ist es eigentlich ein Unisex-Problem.
Mein “Problem” ist ja, dass ich in Freundschaft, Vereinen, Ehrenamt und vor allem im Beruf extrem viel Spaß und Erfolg und vor allem auch Rückmeldung habe. Gerade in den letzten drei Jahren habe ich hier mehr und mehr aufgedreht und bin jetzt pro Woche auf ein bis zwei kleineren Veranstaltungen / Regelterminen und pro Monat mindestens auf einer größeren Veranstaltung. Da bin ich dann auch gerne mal Redner und/oder Organisator und tobe mich richtig aus. Gerade die großen Sachen sind natürlich immer weit im Voraus terminlich abgesprochen und können auch mal kurzfristig wegen der Family abgesagt werden. Aber die Zukunft sieht in diesen Bereichen auch nicht weniger Rosig aus. Alles kann, nichts muss.
Wenn man das Prinzip dieses Attraktivitätsgewinns (was ja bislang bei den anderen Themen nichts zu helfen scheint) aber auf die Vater-Kind-Rolle anwendet, könnte da hoffentlich ein Schuh draus werden. Hier ist nur die Frage, was ist richtiger Kontakt, welche Menge, wer legt das fest? Ich will mich ja nicht “nur” mehr um meine Kinder kümmern, um meiner Frau zu imponieren - das wäre ja unfair allen beteiligten gegenüber. Wir haben hier auch ein grundsätzlich unterschiedliches Verständnis von richtiger Erziehung, was wir aber bislang gut vereinbaren konnten. Mein Ziel war und ist immer die Selbständigkeit der Kids. Leben, Haushalt, Bildung - die Kids sollen wissen wie es funktioniert und auch mal ein paar Meter alleine laufen - bei Fehlern sind wir ja da und unterstützen sie. Meine Frau fährt da die ganz sanfte Schiene, erst wird unterstützt und dann später geschaut ob es auch alleine geht. Der Lieblingsspruch meiner Kinder ist daher: “Bei Mama dürfen wir das aber” bzw. “Mama macht das immer für uns” - und meine Standardantwort: “Sehe ich aus wie Mama?” ;) . Hier habe ich schon früh gemerkt, dass ich da keine Konkurrenz bieten kann und lege eine ganz anderen Fokus fest. Ich versuche durch das vermittelte Können das Selbstbewusstsein zu stärken und Neugier an mehr zu wecken. Das funktioniert ganz gut. Und hin und wieder schauen wir mal außer der Reihe mehr Fernsehen… :D
Zu dem “wer lädt wessen Akku auf”: Hier habe ich keine direkte Antwort, ob und wie meine Frau meine Unterstützung bzw. Zuneigung wertschätzt. Seit Anfang der Ehe fahre ich zB. gewisse Rituale für Sie, ähnlich des wöchentlichen Blumenstraußes. Wenn wir mal einen Film Schauen oder Kuscheln, ging das 99% vor mir aus. Und in den letzten Gesprächen hat sie immer nur gesagt, dass sie soweit alles toll findet. Sie hätte ja auch direkt “umgekehrt ist es doch genau so, ich bin einsam, du beachtest mich nicht!” antworten können, oder aber “der Grund dafür ist deine Cracksucht, Hütchenspiel etc. pp” (danke an Die Ärzte).
Das macht es ja insgesamt so schwierig für mich, ich finde keinen Anhaltspunkt. Klar versuche ich jetzt zu Hause besser drauf zu sein, die letzten Tage funktioniert das schon mal ganz gut. Aber der Grund dafür ist ja eben, dass ich Einsam bin. Das geht ja dadurch nicht weg.
Danke Dir ebenfalls! Auf diese, von Dir erwähnte Verantwortung habe ich sie auch direkt angesprochen. Es scheint sie zu wurmen, dass sie nicht genau erklären kann, warum Sie so einen Bindung nicht benötigt. Oder wenn sie es weiß, dass sie es nicht gesagt hat. Meine Hoffnung / Vermutung ist, dass der Kontakt zu den Kids sie einfach sehr erfüllt. Aber Kids und Ehepartner sind nunmal was anderes.
Vielen Dank auch an Dich für deine Gedanken und Erfahrungen. Wir wollen für uns auch eine sichere Art der Kommunikation und Reflexion schaffen. So, das wir jederzeit sehen können, was wir schon erreicht haben. Mir schwebt da eine Art gemeinsames Tagebuch vor. Analog wäre natürlich schöner, aber Digital vermutlich viel praktischer.
Das mit der Festigung im Alltag ist auch wichtig, aber da läuft es recht gut. Bin in Vereinen und gemeinnütziger Arbeiter gut verankert. Vielleicht etwas zu gut, weil mir meine Ehe nichts gegeben hat.
Zwanghaft aus dem Weg geht sie mir nicht, es ist alles wie immer. Der ganze restliche Alltag ist ja von früh bis spät völlig normal. Nur das es halt kein “wir alleine” gibt.
Das mit der Aromantik könnte sein. Zuneigung zu den Kindern ist ja was gänzlich anderes. Das hat und zeigt sie ja in unerschöpflichem Maße, was ich auch sehr schön finde.
Sex ist auch natürlich so ein Thema, würde ich hier gern erstmal ausklammern. Mir geht’s echt ums seelische.
Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit ist leicht zu beantworten. Sie bringt die Substanz mit in die Ehe, ich den Cash-Flow. Es ist vielleicht zu einfach, aber man könnte es so sagen, dass Sie hier zu Hause mit viel Home-Office im großen und ganzen alles Aufrecht erhält und ich die 40 Stunden mache und die etwas dickeren Bretter bohre. Ich habe ihr auch immer wieder angeboten, in Teilzeit zu gehen, wenn Sie Vollzeit machen möchte. Will sie aber nicht. Wir haben das fair abgesprochen.
Dennoch mache ich im Haushalt genau so mit wie eh und je, gehe ich genau so Wocheneinkäufe machen und fahre die Kids zu allen möglichen Terminen. Wie oben gesagt, sind wir im Kern ein sehr gut eingespieltes Team und können die Lasten sehr gut und flexibel Schultern. Aber irgendwie sind wir kein Ehepaar mehr.
Danke für Deine Antwort! Mit einem Therapeuten bzw. einer Therapeutin habe ich noch nicht gesprochen. Ich bin wie viele andere da sehr skeptisch jemanden in meinen Kopf reinzulassen. Wäre aber vermutlich das Richtige.
Bezüglich der Kinder gebe ich Dir auch Recht. Die sehen immer nur “Papa ist scheisse drauf, wenn er zu Hause ist”, wissen aber nicht warum. Das Thema mit der Zeit für Mama und Papa habe ich schon häufiger mal erzählt, z.B. warum ich es gut fände, dass mal um 21:00 Uhr Schluss ist, damit wir überhaupt Zeit haben. Oder dass wir am So mal auspennen können und einfach mal alleine Kuscheln oder sowas. Aber so Richtig habe ich das noch nicht dargelegt.