Plot-Twist: auch mittlere Erwachsene sind unglücklich.
Ich bin Mitte 30 und somit schon alt (sorry, Mittdreißiger). Mir geht es auch nicht wirklich gut, und das obwohl ich in einer relativ privilegierten Position in dieser Gesellschaft bin. Ich verdiene gut und muss Freitags nicht arbeiten, kann also viele Dinge tun, die mir Freude bereiten, weil ich die Zeit, Kraft und die finanziellen Möglichkeiten dazu habe.
Dennoch macht es mich unendlich traurig zu sehen, dass unser Land von Greisen regiert wird, Ewiggestrige wie Friedrich Merz tatsächlich mögliche Kanzlerkandidaten sind, der Faschismus wieder so salonfähig geworden ist, dass sämtliche andere Parteien die Narrative der AfD aufgreifen und dass die Reichen immer reicher werden (was nicht nur für Individuen gilt, sondern auch für Firmen wie amazon & Co.). Vieles von unserem Wohlstand basiert auf der Ausbeutung anderer Menschen und das ist ein inhärent ungerechtes und widerliches System - und niemand hinterfragt es.
Das Schlimmste daran ist, dass man bei den Wahlen zwar sein Kreuz an der richtigen Stelle setzen kann, aber sich gefühlt leider nicht viel ändert, da der Großteil der Gesellschaft entweder anders denkt als man selbst oder auf Populisten und Social Media reinfällt.
Bin eher Mittelalt und geht mir auch so Ich würde nicht nochmal Kinder kriegen, weil ich Schiss vor der Zukunft habe und meine einzige Beruhigung ist, das meine Kinder wahrscheinlich halbwegs erwachsen sein werden wenn die Scheisse richtig zu dampfen beginnt und sie für sich selbst “kämpfen” können im besten Fall sprichwörtlich im schlechtesten wortwörtlich.
Und es treibt mich in den Wahnsinn, dass das Gros der Gesellschaft Angst davor hat nicht mehr Verbrenner bzw Auto generell fahren zu können, Flugreisen in den Urlaub oder besser Kreuzfahrten zu machen und zu grillen bis der Arzt kommt.
Ich fühle Angst und auch Scham gegenüber meinen Kindern (beide unter 10 Jahre). Andererseits, sollen wir jetzt wirklich aufgeben und ernsthaft den Untergang unserer Zivilisation akzeptieren? Vor 10 Jahren haben noch alle gesagt “So schlimm wirds doch nicht” und nun wechseln wir nahtlos in “Jetzt ists eh zu spät”?!
Und: Warum sollten die Männer im RWE-Vorstand irgendetwas ändern, wenn jeder einzelne von uns nicht mal bereit ist, für die Zukunft unserer Kinder auf das tägliche Käsebrot zu verzichten?
Ne aufgeben geht ja gar nicht, aber es ist schon bemerkenswert wie krass der Wandel ist. Wie du sagst vor zehn Jahren hat man gedacht wird schon blöd werden aber irgendwie gehen, jetzt habe ich Angst dass wir in postapokalyptische Szenarien kommen. Aber wie frühen deswegen nicht gern Kopf verlieren gerade weil wir Kinder haben!
Ist ja auch traurig dass die junge Generation von heute ein schlechteres Leben haben wird als ihre Eltern. “Social Media” und “Global Krisen” schiebt die Verantwortung dafür auf externe Faktoren ab anstatt zu fragen wie die Politik es so weit kommen lassen konnte.
Ich finde auch, dass das platt ist. Was in den sozialen Medien passiert, ist doch auch nur ein Spiegel der Gesellschaft.
Wenn z.B. völlig unrealistische Schönheitsideale propagiert werden, und dafür dann irgendwelche Kosmetika angepriesen werden. Dann geht das Problem doch nicht weg, nur weil das dann wieder im Fernsehen, Werbung und Magazinen stattfindet. Es wird vielleicht weniger schlimm. Aber so lange Unternehmen Geld damit machen können, dass Menschen eingeredet wird, sie seien nicht schön genug, wird es das weiter geben.
Social Media hat aber schon neue Qualitäten, das ist nicht einfach modernere Werbung. Die Apps sind so aufgebaut dass man bei der Nutzung einen Dopamin-Hit nach dem anderen bekommt, das zielt darauf ab die Nutzer zu fesseln und sogar süchtig zu machen. Die olle Fernsehwerbung kann da nicht mithalten. Da kann man auch mit guter Erziehung und Medienbildung kaum dagegen halten, da muss man grundsätzlicher ran.
erstauntes Pikachugesicht
Es steht schon praktisch fest, dass Kapitalismus die Menschheit an die Wand fährt. Außer es ändert sich bald sehr viel und radikal (im Sinne von radix der Wurzel), was für viele eher unwahrscheinlich erscheint, dank indoktrinierten Individualismus und kapitalistischen (Sur)Realismus
Psychische Probleme sind eine natürliche Reaktion auf den ganzen Scheiß der in der ausbeutenden Welt abgeht, leider wird das dann oft als Individualproblem angegangen, da das wichtigste ja sei, dass die Menschen funktional und fröhliche produktive Zahnräder bleiben…