„Eine allgemeine ostdeutsche Identität gibt es nicht. Identität, das ist wie einen Pudding an die Wand nageln.“ (Steffen Mau)

„Wir brauchen Orte, an denen Menschen sich begegnen und über ihre Erfahrungen sprechen können.“ (Manja Schüle)

Wenn man diese beiden Aussagen wirklich berücksichtigt, dann würden wir auf einen guten Weg kommen, was das gesellschaftliche Klima in Ostdeutschland angeht und vor allem bei der Debatte darüber.

Mein Eindruck, als im “Post-Osten” Aufgewachsener ist, dass einerseits die Brüche durch die Wende, und andererseits das gesellschaftliche Engagement in der DDR pauschal abgewertet wurden und es noch immer tabu ist, stolz auf sich zu sein, wenn man nicht zu der verschwindenen Fraktion der “Widerstandskämpfer” zählt.

Wessen Lebensrealität nicht davon geprägt war, sich von der Stasi verfolgt zu fühlen, wer als Jugendlicher gerne im Ferienlager der FDJ war, oder wer meinte das in einigen Bereichen Sachen besser geregelt waren, durfte darüber nicht reden. Sonst könnte es negative Konsequenzen für Beruf und Karriere und im sozialen Umfeld geben, wenn dieses vorwiegend aus Wessis bestand.

Ich bin teilweise im Geschichtsunterricht angeeckt, etwa weil mein Vater mir ein Beispiel von einem Ort erzählt hat, wo die Listen der Einheitsfront abgewählt wurden. Die Geschichtslehrerin meinte sowas gab es nicht in der DDR und ich solle keine Lügen erzählen.

Was vielen auch noch heute sauer aufstößt ist, dass jede Karriere in staatlichen Organen als schlecht und böse abgewertet wurde, militärische Ränge in der NVA dürfen nicht mehr geführt werden, während das für Wehrmachtsränge nie galt.

Auf so einem Boden wächst natürlich Ablehnung und undifferenzierte “Ostalgie”, weil eine nüchterne und differenzierte Auseinandersetzung in der BRD nicht gewollt war.

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eine nüchterne und differenzierte Auseinandersetzung in der BRD nicht gewollt war.

Zumindest in der Hinsicht nicht so anders von der Auseinandersetzung mit anderen Teilen unserer Geschichte. Bei der Frage ob das Dritte Reich schlecht war findet sich schnell Einigkeit aber z.B. Ursachen für dessen Entstehung und Vergleiche solcher mit aktuellen politischen Entwicklungen bei uns und in anderen Ländern sind selten gewollt. Eine Anerkennung dass den Juden damals schreckliche Dinge angetan wurden kommt schnell zustande, daraus wird aber dann geschlossen “nie wieder sollten die Deutschen was gegen Juden tun” statt “nie wieder sollte irgendeine Gruppe irgend einer anderen Gruppe so etwas schreckliches antun”. Es fühlt sich fast so an als würde versucht möglichst viel zu vermeiden woraus irgendeine Handlung für die Bevölkerung oder Regierung heute abgeleitet werden kann.

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