N’Abend!
Wir haben das (ungetaufte) Kind auf eigenen Wunsch zum Religionsunterricht angemeldet. Jetzt hat heute der Pfarrer (als Reli-Lehrer) den Volksschul-Kindern erzählt dass die Dinosaurier erst nach Adam & Eva enstanden sind und die Flut/Arche Noah real war.
Weiß wer wo ich mich am besten darüber beschweren kann? Geht mir in dem Fall nicht nur um mein Kind, kein Kind in dem Alter sollte solche Lügen vorgesetzt bekommen.
Dementsprechend heißt es im Religionsunterrichtsgesetz Art. 2 Abs. 1: „Der Religionsunterricht wird durch die betreffende gesetzlich anerkannte Kirche oder Religionsgemeinschaft besorgt, geleitet und unmittelbar beaufsichtigt. Dem Bund steht jedoch […] das Recht zu, durch seine Schulaufsichtsorgane den Religionsunterricht in organisatorischer und schuldisziplinärer Hinsicht zu beaufsichtigen.“
Insbesondere sind die Kirchen bzw. die Religionsgemeinschaften auch für die inhaltliche Gestaltung des Religionsunterrichts zuständig
Ich würde erst das Gespräch mit dem Pfarrer suchen, freundlich und nachfragen ob dein Kind etwas falsch verstanden hat, oder was der Sinn darin ist die wissenschaftlich anerkannte Reihenfolge von Dinosauriern und Menschen zu vertauschen, ansonsten wäre der Bischof als Vorgesetzter zuständig für die Inhalte die vermittelt werden.
Grundsätzlich kannst du ja schon froh sein, dass der Pfarrer die Dinosaurier noch eingebaut hat und die nicht auch als Erfindung erklärt hat, weil sie in der Bibel nicht vorkommen. Dazu kommt, dass es halt immer Erfindung ist, egal ob Eva nun vor oder nach den Dinos gelebt haben soll oder auf einem im Paradies herumgeritten ist, nur die Dinosaurier sind echt. Die Arche ist halt eine zentrale Geschichte, die im Religionsunterricht erzählt wird, genauso wie die Sache mit dem Wal, der unbefleckten Empfängnis, der Teilung des Meeres und mehr.
Ich würde entweder mein Kind nicht in den Religionsunterricht gehen lassen oder mir die Mühe machen und erklären, dass es Beweise gibt für Dinosaurier und dass sie vor den Menschen auf der Welt waren, aber eben keine für Eva oder die Arche und dass Religion und Wissenschaft sich nicht gut vertragen.
Für dein Kind mag dieser Widerspruch garnicht existieren, schliesslich hat es vielleicht gerade den Glauben an den Weihnachtsmann abgelegt ohne große Schwierigkeiten, ist eben eine Geschichte mehr die so nicht stimmt, weil Pumuckl gibt es auch nicht wirklich und es versteht auch dass der Drache in Shrek nicht echt ist und es war doch keine Magie als Papa den Lichtschalter angemacht hat. So lange du zu Hause das Gegengewicht hälst, können Kinder mit diesen Gegensätzen leben, ob du das aushalten kannst oder eher willst ist viel eher die Frage. Erlaubt hast du dass es mit Religion und all deren Widersprüchen zur Wissenschaft konfrontiert wird.
Wir haben das Kind schon ganz gut skeptisch erzogen, da mache ich mir keine Sorgen. Mir geht es eher um die anderen Kinder bzw. um das Verständnis von Fakten vs. Glauben bei den anderen Kindern bei denen das daheim nicht so thematisiert wird.
Insofern wird es vermutlich mal das Gespräch mit dem Pfarrer, aber falls der uneinsichtig ist werde ich schon auch die Direktion informieren.
Sehr guter Kommentar finde ich. Möchte nur hinzufügen, dass sich der Pfarrer das nicht selbst ausgedacht hat, sondern wahrscheinlich Verfechter der Pseudowissenschaft Kreationismus ist. Die kath. Kirche und die EKD haben sich schon vor 15 Jahren klar dagegen ausgesprochen.
Das wäre doch ein guter Ansatzpunkt für ein Gespräch mit dem Pfarrer. Und wenn das nicht hilft, gibt es auch oft Kontaktstellen bei den Landeskirchen (Bsp. Rheinland) oder Bistümern (Bsp. Essen).
Falsches Land bezüglich der Landeskirchen/Bistümer, aber grundsätzlich gute Idee.
Schulgesetz, Artikel 7, Absatz (3) Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt. Kein Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht zu erteilen.
Kurz: Der darf in seinem Religionsfach seinen Glauben vertreten. Bspw. darf dir ein Pastafarianer in seinem Religionsunterricht auch alles über das fliegende Spaghettimonster erzählen.
Beschweren kannst du dich beim Schulregierungsbezirk. Wird dir aber vermutlich nichts bringen.
EDIT: Es gibt Neu-Testamentarisch-orientierte Religionslehrer, die weniger die Genesis “predigen”, und mehr auf moralische Werte achten, die durch Jesus eingeführt worden sind. (Nietzsche beschreibt z.B. in seiner “Genealogie der Moral” den “Sklavenaufstand der Moral”, wo durch den Satz “Seelig sind die geistig Armen”[gekürzt] das erste Mal moralische Wertigkeit von geborenen Mächtigen (Könige) und “Gott-geliebten” (Klerus) in die Hände der Gesamtbevölkerung gegeben wird. Wenn der Lehrer sowas bespricht würde ich den behalten.)
Wenn das Kind keinen Schwachsinn aufgetischt bekommen soll, das sollte es nicht in einen Religionsunterricht geschickt werden. Ganz einfach.