Ich hatte heute eine Diskussion mit einem Freund, der das BGE aus linken Gründen ziemlich deutlich ablehnt. Sein Hauptargument ist, es würde den Kapitalismus stützen und nichts an den Machtverhältnissen ändern und diese evtl. sogar stabilisieren. Aber das sehe ich überhaupt nicht so. Vielleicht würde nichts den Kapitalismus so sehr erodieren wie das Wegfallen der Notwendigkeit, seine Arbeitskraft verkaufen zu müssen um zu überleben.

Was das BGE nicht machen würde wäre, den freien Markt abzuschaffen. Das stimmt. Aber was solls? Der freie Markt ist doch nicht das Problem, sondern der implizite Zwang, sich ausbeuten zu lassen.

Was denkt ihr?

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es würde den Kapitalismus stützen und nichts an den Machtverhältnissen ändern

Aber NICHT das BGE zu haben stützt den Kapitalismus doch auch und ändert ebenfalls nichts an den Machtverhältnissen lol

MMn ist das BGE absolut unabdingbar, vor allem, wenn es mit dem ganzen KI-Job-Zeugs jetzt wirklich los geht.

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Dem stimme ich zu. Sollten wir tatsächlich langsam in das Zeitalter übergehen, in dem menschliche Arbeitskraft wegautomatisiert wird, dann müssen die Menschen irgendwie überleben. Noch mag das nicht so weit sein, aber ein Modell, bei dem Arbeitskraft gegen eine Währung getauscht wird, kann in einer hochautomatisierten Gesellschaft nicht mehr existieren, egal ob in Form von Bezahlung oder Arbeitsstundenkonto.

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Dann muss die ki aber auch in deutscher Hand sein.

Analogie: wenn deutsche Mähdrescher polnische Erntehelfer obsolet machen, gibt es ja in Polen erstmal keine Finanzierung für eine Fortführung des Einkommens der Erntehelfer. ( Noch extremer, wenn bis dato Erntehelfer der einzige Beruf in Polen war)

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Mir ist das mit der KI auch nur zweitrangig wichtig. Generell sollte niemand arbeiten gehen müssen, der keinen Bock drauf hat.

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Ist doch schon so. Dann kann man aber auch nicht erwarten, dass andere für einen arbeiten. Nur für die Arbeit anderer Leute braucht man Geld.

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wenn deutsche Mähdrescher polnische Erntehelfer obsolet machen, gibt es ja in Polen erstmal keine Finanzierung für eine Fortführung des Einkommens der Erntehelfer. ( Noch extremer, wenn bis dato Erntehelfer der einzige Beruf in Polen war)

Natürlich gibt es da eine Finanzierung: Besteuerung von denjenigen, die mit den Mähdreschern (jetzt noch mehr) Geld verdienen.

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Solange ein BEG innerhalb der aktuellen Kapitalismusregeln gegeben wird, wird es nur dafür sorgen, dass das Kapitalismussystem dieses Geld Richtung den Reichsten ganz oben durch Gewinnmaximierung zukommen lässt. Den Menschen die das BEG wirklich bräuchten, würde es ganz schnell nicht besser gehen, sondern alles wäre einfach nur teurer. Da muss definitiv noch viel an den globalen Wirtschaftsregeln geschraubt werden und das wird niemals passieren.

Und wegen KI muss sich niemand Sorgen machen der umlernen kann. Die ersten Hochrechnungen gehen bis 2030 von weltweit 85 Mio Jobs aus die wegfallen, aber auch von 96 Mio Jobs die es neu braucht, damit KI wirklich läuft. Und das sind nicht nur tiefgehende IT Jobs mit Studium.

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Ja, man kann ein BGE falsch umsetzen und es kommt zu solchen Problemen. Man kann aber die Umverteilung gleich mitdenken und über eine angepasste progressive Einkommensteuer finanzieren. Dann kommt es eben nicht den reichsten zugute und es gibt sogar weniger Anreize für Gewinnmaximierung.

Ein BGE ändert die aktuellen Kapitalismusregeln, es ist nur die Frage, wie. Klar ist das nicht die Utopie einer befreiten Gesellschaft, aber ich glaube mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen, einer Gemeinwohlökonomie, gelosten Bürger:innenräten und einer CO2-Steuer wären wir für die nächsten paar Jahrzente auf einem ganz guten Weg.

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Ich finde es nur gut, solange es sich damit wirklich auch am Leben teilhaben laesst.

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@Cloudkettle

Das ist doch nicht links, das ist kommunistisch/sozialistisch. Auch gibt es keinen freien Kapitalismus in DE, sondern soziale Marktwirtschaft (zumindest war das mal so angelegt).

Ein BGE würde in jedem Fall die Arbeitgeber nötigen ihre Angebote zu überdenken. Work/Life Balance, Anerkennung und Spaß an der Aufgabe hätten Priorität - Motivation.

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Das ist glaube ich das erste mal, dass ich jemanden behaupten sehe, dass kommunistisch/sozialistisch etwas grundsätzlich anderes sei als links. Magst du das einmal begründen?

Und ich würde schon sagen, dass Deutschland ein kapitalistisches Wirtschaftsmodell hat. Der Kapitalismus als Wirtschaftssystem braucht als Minimaldefinition meines Wissens nur das Privateigentum über Produktionsmittel, was in Deutschland gegeben ist. Die Soziale Marktwirtschaft ist somit nur eine kapitalistische Spielart.

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Manche linke halten sich für antiautoritär, die Staatsformen sind dagegen sehr autoritär. Vielleicht liegt es daran. Ich würde gerne alle Menschen aufteilen. Jeder soll dann in einem Staat leben, dessen Regierungsform ihm gefällt. Ich wäre bei Freiheit & Kapitalismus.

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Jeder soll dann in einem Staat leben, dessen Regierungsform ihm gefällt.

Das funktioniert leider nicht, wie man an der DDR sehen konnte. Dann lassen sich Leute kostenlos und gut ausbilden, ohne auch nur geringste Existenzängste haben zu müssen, hauen danach dann aber irgendwohin ab, wo sie nicht von ihrer staatlichen Investition an andere zurückgeben müssen und verdienen dann haufenweise Kohle.

Darum kam es ja zur Mauer.

Ich würde mal frech behaupten, Kapitalismus basiert darauf, andere Auszunutzen. Dagegen ist Kommunismus/Sozialismus nicht gerüstet, die ja eher darauf basieren, dass alle zum Gemeinwohl beitragen.

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@Aequitas

Kommunismus ist links, Sozialismus ist links, aber links ist umgekehrt nicht mit einem von beidem gleichzusetzen. Links ist alles was sich zuvorderst um den Menschen dreht, also im weitesten Sinne sozial ist und das geht durchaus auch in einer kapitalistischen Staatsform, welche auch der sozialen Marktwirtschaft inne wohnt, korrekt. Die sollte aber den Menschen vor den Kapitalismus in Reinform stellen, was, wie ich denke, in DE aus dem Fokus geraten ist.

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Hmm. Das ist mir zu oberflächlich. Was ist denn “sozial”? Ich würde sagen, alles, was Hierarchien zwischen Menschen (wirtschaftliche, normative, soziale, strukturelle) reduziert. Und natürlich kann man das auch in einem kapitalistischen System versuchen. Es ist quasi der Kern sozialdemokratischer Ideologie (Damit meine ich nicht die SPD, sondern die Sozialdemokratie im theoretischen Sinne). Was den Sozialdemokraten von Sozialisten, Kommunisten oder Anarchisten vorgeworfen wird ist, dass sie die Sache nicht zuende denken. Denn der Kapitalismus wird immer zu Hierarchien führen. Mindestens indem es einen Unterschied gibt zwischen den Menschen, die ihre Existenz sichern, indem sie ihre Arbeitskraft verkaufen (müssen) und den Menschen, denen die Unternehmen gehören, die somit von der Arbeit der Arbeitenden leben.

Demgegenüber stehen Ideologien, welche die Hierarchien entweder gut finden, als “natürliche Ordnung” betrachten und stabilisieren wollen. Letzteres findest du, in Abstufungen zum Beispiel bei (neo)liberalen und Konservativen, die zum Beispiel davon ausgehen, dass zum Beispiel die ungleiche Verteilungs des Wohlstands auf Fleiß oder Begabung zurückzuführen und deshalb legitim ist. Wärend Liberale oft immerhin in der Regel normative Ungleichheit kritisieren, ist das bei Konservativen noch weniger ausgeprägt. Auf die Spitze wird das Prinzip natürlich bei den Faschisten getrieben, die einen prinzipiellen Unterschied zwischen Menschen ausmachen, der in der Biologie und Herkunft begründet sei. All diese Ideologien, welche Hierarchien entweder rechtfertigen oder sogar ausbauen wollen, ordnen wir eher oder komplett dem rechten Spektrum zu.

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Es kommt auf das Grundeinkommen an. Gibt es weiterhin Sozialleistungen oder fallen diese weg. Fallen diese weg ist es das was dein Freund meint. Alles Menschen kriegen einen Sockelbeitrag, womit Menschen die auf die Gesellschaft angewiesen sind z.b Menschen mit Behinderung etc. nicht mehr den selben Lebensstandard halten können, weil Rollstuhl etc. nicht mehr von der Allgemeinheit bezahlt werden. Das ist es aber wenn Neoliberale von Grundeinkommen möchten, weniger Staat und mehr Individuum

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Glaube in dieser Folge wurde mal auf das neoliberale Modell vom Rossmann/Müller(?) Chef eingegangen. https://www.youtube.com/watch?v=Aq2Z8L2fiPk

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Falls das BGE wirklich eingeführt so würde und somit plötzlich alle Menschen jedweder Kaufkraft z.B. 1000,-€ im Monat zusätzlich zur Verfügung hätten, dann würde der “freie” Markt mittelfristig durch Preiserhöhungen dafür sorgen dass dieses plötzlich verfügbare Extra aufgesogen und somit genullt würde.

Rein monetär das BGE umzusetzen würde in unserem aktuellen Systemzustand wenig nützen. Evtl. wären nicht monetäre Leistungen, Vergünstigungen, Berechtigungen stabiler aber auch schwer zu verteilen sowie auch nicht für die Ewigkeit (s.o.).

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Das ist genau mein Kritikpunkt, wenn solche Diskussionen aufkommen. Ein BGE kann nur funktionieren, wenn “der Markt” strenger reguliert wird und das Streben nach Gewinnmaximierung gezwungenermaßen einer gesünderen Alternative weicht. Das wiederum könnte in unserer globalisierten Welt erst dann passieren, wenn sich international alle Regierungen darauf einigen und das ist noch utopischer als die Idee eines BGE selbst.

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Falls das BGE wirklich eingeführt so würde und somit plötzlich alle Menschen jedweder Kaufkraft z.B. 1000,-€ im Monat zusätzlich zur Verfügung hätten

Das wäre aber nicht der Fall, da das BGE ja auch irgendwie finanziert werden muss. Wenn Einkommen, das oben drauf kommt stärker besteuert wird, dann kann damit Umverteilung mitgedacht werden und es gibt weniger Anreize für Lohnarbeit.

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