Präsident Andrzej Duda hat dem bisherigen Premier Mateusz Morawiecki von der rechtskonservativen PiS den Auftrag zur Regierungsbildung erteilt, obwohl das Oppositionslager insgesamt bei den Parlamentswahlen mehr Sitze gewonnen hatte. Es sei gute Tradition, den Auftrag zunächst an die wählerstärkste Partei zu geben, so Duda, der selbst für die PiS politisierte, bevor er Präsident wurde. Kommentatoren finden diese Haltung wenig konstruktiv.
Was ist daran destruktiv? Die PiS wird keine Regierung zusammenbekommen, das wurde ja schon von der Opposition kategorisch ausgeschlossen und der Auftrag geht an die nächste Partei.
Klar, es verzögert das Unausweichliche und gibt Tusk & Co. weniger Zeit, um erste Projekte umzusetzen. Aber sie können ja jetzt schon mit Koalitionsverhandlungen beginnen. Der Ball wird Ihnen unweigerlich zugespielt werden müssen.
Die Tagesschau schreibt dazu:
Nur: Ganz so entspannt, wie sich die vermutlich künftigen Koalitionäre geben, ist die Lage nicht. Die Haushaltsverhandlungen drängen, Polen muss so schnell es geht die gesperrten EU-Gelder freischalten und die PiS nutzt mutmaßlich jeden Tag, um - laut Medienberichten - Gelder beiseite zu schaffen, Akten zu vernichten und ihre Leute in den Gerichten zu installieren. Denn Tusk hat eine juristische Abrechnung angekündigt - wenn er denn irgendwann tatsächlich Regierungschef wird.
Das finde ich dann doch schon schlimmer als eine “einfache” Verzögerung.