Ein Großteil dieses Landes besteht im wahrsten Sinne des Wortes immer noch aus Dichtern und Denkern und nicht aus Machern. Alles, aber wirklich auch alles wird hier komplett zu Tode gedacht. Es muss alles im feinsten und im Detail ausgearbeit, geplant und begründet werden. Alles muss wasserdicht sein. Jeder muss abgeholt werden.
Und dann, wenn der erste Spatenstich gemacht oder die erste Markierung auf der Straße gesetzt wurde, geht die riesengroße Diskussion los über Sinnhaftigkeit (sofern sie zuvor überhaupt beendet wurde).
Wir schaffen es nicht in diesem Land, uns ein großes Ziel zu stecken und dann uns auf dem Schmetterlingsweg dahin zu begeben.
Keine Ahnung, wie wir in den nächsten Jahren die Auswirkungen des Klimawandels beispielsweise mit dieser lethargischen Politiksform bewältigen wollen. Die Städte heizen sich auf und die Abwasserkanäle sind nicht auf die uns bevorstehenden Regenmassen ausgelegt. Jetzt, jetzt müsste man beginnen, Parkplätze abzuschaffen und die Flächen zu entsiegeln. Stück für Stück. Stattdessen schlägt man sich die Köpfe ein über etwas Farbe auf dem Boden.
Ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass unsere jetzige Staatsform der repräsentativen Demokratie dringend einer Reform bedarf, was nicht bedeuten soll, dass ich sie ablehne. Nur muss sie wesentlich agiler werden, als sie jetzt gerade ist. Dazu gehört allen voran, schnelle Entscheidungen über kleinere Themen zu machen, diese umzusetzen, aber dann auch sofort zu evaluieren, ob die Umsetzung und deren Entscheidung zuvor richtig war oder nicht. 
Alles, aber wirklich auch alles wird hier komplett zu Tode gedacht. Es muss alles im feinsten und im Detail ausgearbeit, geplant und begründet werden. Alles muss wasserdicht sein. Jeder muss abgeholt werden.
Das ist aber meiner Erfahrung nach nicht die Ursache, sondern die Folge des Verhaltens einiger in der Bevölkerung. Egal wo du bist, es gibt immer mindestens einen egoistischen Hirni, der alles wegzuklagen versucht, was verändert werden soll und sei es noch so sinnvoll und notwendig. Stadtplaner wissen das und müssen deshalb jedes Detail absichern, damit das nicht gelingt.
Jüngste Beispiele, die mir einfallen:
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Berlin Friedrichstraße autofrei – Eine Straße ohne Autos? Undenkbar!
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Höhere Parkgebühren für große Fahrzeuge in Freiburg – Mehr Platzverbrauch = mehr zahlen?! Nicht mir mir!
Das von Dir beschriebene Problem ist aber immer noch nicht die Ursache, sondern Folge der neoliberalen Politik der letzten drölfzig Jahre.
Der schmale Staat und die Nichteinmischung desselbigen geben ja erst Raum und Möglichkeit zur Klage. Wenn politisch gewollt und gesetzlich festgelegt wäre, dass bestimmte anders zu machen sind, und die Verwaltung entsprechende Kapazitäten hätte sowas auch entsprechend zu formulieren, dann würde es viel weniger Angriffsfläche für entsprechende Klagen geben.
Beim letzten ADFC-Besuch die Broschüre “InnoRADQuick” mitgenommen. Darin berichten erfolgreiche Mobilitätswendestädte wie New York und Paris: Provisorische Infrastruktur ála Popup-Radwege und Plaste-Poller sind super zum schnellen Erfahrung und Feedback sammeln. Musterlösungen sind nicht auf alle Orte gleichermaßen anwendbar und Akzeptanz entsteht manchmal während der Probephase.