Ein Konzept für einen minimalistischen, aber gerade noch akzeptablen Individualverkehr

Bei diesem Konzept geht es nur um Fahrzeuge für den Individualverkehr. Die Reichweite und die Leistung der zulässigen Fahrzeuge ist ganz bewusst beschränkt, um den Energieverbrauch zu minimieren und den Radius der täglichen Mobilität zu verringern. Das Konzept beschäftigt sich ganz bewusst nur mit Elektromotoren und Akkus, um die Komplexität zu verringern. Es würde per Gesetz für alle gelten, niemand könnte privat andere Fahrzeuge fahren. Mit Individualverkehr sind hier die Fahrten gemeint, die man außerhalb der Arbeit täglich erledigt. Das wäre zum Beispiel auch die Fahrt zur Arbeit, aber nicht die Fahrt als Installateur während der Arbeit.

  • Die Fahrzeuge können alle maximal 100 km/h fahren (Dauerleistung).
  • Für Überholvorgänge kann die maximale Leistung verwendet werden.
  • Die Reichweite darf durch Muskelkraft erweitert werden.
  • Die Leistung für Zweiräder ist auf 15 KW begrenzt.
  • Die Leistung für Fahrzeuge mit mehr als 2 Rädern ist auf 35 KW begrenzt.

Mir ist klar, dass das Konzept eine offensichtliche Schwäche hat, da es ja auch noch den Transport von Gütern auf den gleichen Straßen gibt, das habe ich aber ganz bewusst nicht mit aufgenommen, das es sonst vom eigentlichen Thema ablenken würde.

Ein paar Fahrzeuge, die diesem Konzept schon ziemlich nahe kommen, findet ihr hier.

  • Was ist euere Meinung zu diesem Konzept?
  • Welche Punkte könntet ihr euch davon für euch selbst vorstellen?
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Mit Individualverkehr sind hier die Fahrten gemeint, die man außerhalb der Arbeit täglich erledigt. Das wäre zum Beispiel auch die Fahrt zur Arbeit

Die Fahrt zur Arbeitstelle ist aber im Wesentlichen der Hauptgrund, warum Leute sich ein Auto anschaffen (müssen). Hier müsste eher der Ansatz greifen, ein kleines, kompaktes Automobil zu fahren. Leider hat die gesamte Autoindustrie hier in den letzten Jahrzehnten dafür gesorgt, dass die Begehrlichkeiten eher für größere und unnötig leistungsstarke Fahrzeuge geweckt worden sind.

Was ich nicht so ganz verstehe, ist der unbedingte Zwang der Begrenzung der Reichweite. Warum? Eine höhere Reichweite sorgt dafür, dass das zeitintensive Aufladen der Akkus weniger häufig geschieht. Ich denke, es würde im Allgemeinen die Akzeptanz von Elektro-Autos erhöhen, wenn diese nicht täglich, sondern vielleicht nur ein- bis zweimal im Monat geladen werden müssten. Straßenparkende Mietwohnungsbewohner sind hierbei nämlich schonmal aussen vor. Kaum jemand entscheidet sich für ein Elektro-Auto, wenn nicht gewährleistet ist, wann und wo man es wieder aufladen kann. Bei Eigenheimbesitzern mit Photovoltaik auf dem Dach stellt sich diese Problematik nicht.

Das verzwickte am Auto ist ja, dass, wenn man es einmal angeschafft hat (primär für die Fahrt zur Arbeit), dann sind auch Freizeit-Fahrten (also die Fahrt ins Grüne, zum Wocheneinkauf etc.) quasi schon mit eingepreist. Das Mehr an Kosten für eine solche Fahrt fallen dann nicht ins Gewicht (vielleicht 2 € zusätzlich an Benzinkosten).

Wenn - wie in deinem Beispiel - die Fahrt zur Arbeit im Nutzungskonzept ausgeschlossen ist, dann verschlimmert sich die Situation noch eher, so wie ich es verstanden habe:

  • ich benötige ein “normales” Fahrzeug für den Weg zur Arbeit
  • ich benötige ein zusätzliches Fahrzeug für die Fahrten außerhalb der Arbeit (= extra Stellplatz) Dies würde bedeuten, dass man noch ein extra Fahrzeug hätte - meine Annahme fußt auf dem Fall, dass ein vierrädriges Fahrzeug gemeint ist.

Ziel soll ja sein, die Fahrten im Allgemeinen auf ein Nötigstes zu reduzieren. Ich selber handhabe es so, dass ich z.B. Besorgungen zeitlich so einplane, wenn ich mit dem Auto ohnehin schon unterwegs bin. So erledige ich meinen Einkauf auf dem Rückweg von der Arbeit, da ich ohnehin schon mit dem Auto da bin. Dies spart nicht nur Benzin, sondern auch Zeit. Und ich verstopfe die Verkehrswege nicht durch eine gesonderte Fahrt.

An den übrigen Punkten habe ich nichts auszusetzen. Wenn man schon ein Fahrzeug benötigt, dann sollte dieses nicht übermotorisiert (längere Reichweite, egal bei welchem Antrieb) sein, es sollte kompakt sein (weniger Flächenverbrauch), es sollte in einem gewissen Preis-Leistungsverhältnis stehen - und da sehe ich noch eine große Hürde. Dies gilt aber auch für konventionelle Elektro-Autos.

Gerade das Thema Auto ist bei uns ja besonders heikel. Wären Elektro-Autos mit Abstand günstiger als Verbrenner-Fahrzeuge, dann wäre sicherlich die Akzeptanz auch höher in der Gesellschaft. Hinzu käme, dass evtl. ein Wechselakku-System die Ladezeit-Problematik entschärft hätte, wenn man diese Möglichkeit von Anfang an implementiert hätte. So, wie man es von den AA-Batterien in der Fernbedienung kenn, nur in größer. Ein Akkuwechsel hätte an einer Vorrichtung an einer Tankstelle vollautomatisch stattfinden können. Die Zeit dafür wäre vergleichbar mit einen herkömmlichen Tankvorgang.

Aber dafür hätte man ja zusammenarbeiten müssen und eventuell auf Gewinne verzichten müssen.

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Mit Individualverkehr sind hier die Fahrten gemeint, die man außerhalb der Arbeit täglich erledigt. Das wäre zum Beispiel auch die Fahrt zur Arbeit

Die Fahrt zur Arbeitstelle ist aber im Wesentlichen der Hauptgrund, warum Leute sich ein Auto anschaffen (müssen).

Ich verstehe es so, dass mit den Fahrten “außerhalb der Arbeit” auch der Weg zur Arbeitsstelle gemeint ist. Nur die Strecken “während” der Arbeit, oder direkt die Arbeit betreffend sind dann ausgenommen, denn es steht da weiter:

[…] aber nicht die Fahrt als Installateur während der Arbeit. Das hieße, ein Werkstatt- oder Lieferwagen müsste anderen Kriterien folgen.

Andere Frage, weshalb nicht einfach die Fahrzeugklassen L6E / L7E zum Standard machen, diese Klassen sind schon EU-Norm und menschy müsste nichts neues erfinden. Die meisten Forderungen ergeben sich dann von selbst.

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Ich habe dazu folgendes mit aufgenommen.

  • Alle Fahrzeuge haben eine maximale Akkukapazität von 30 kWh.
  • Es darf ein zusätzlicher Standardakku mit 10 kWh eingebaut werden, der an Ladestationen gewechselt werden kann.
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@favstarmafia @nicerdicer
Ich finde diese Flut an Anforderungen zu groß und vor allem unnötig, da sie - gehen wir mal von 4-rädrigen Fahrzeugen aus - durch die Klasse L7E schon abgedeckt sind:
Die EG-Fahrzeugklasse ist schon normiert und festgeschrieben. Dazu sind keine neuen Anforderungen mehr nötig. Zu den angeführten Forderungen:

> Die Fahrzeuge können alle maximal 100 km/h fahren.

Viel schneller ist bei einer max. Nutzleistung (Dauerleistung) von 15 kW eh nicht drin. Der Luftwiderstand steigt exponentiell und von daher verhindert die Physik ein mehr.
> Für Überholvorgänge kann für eine begrenzte Zeit die maximale Leistung verwendet werden.

Die Dauerleistung wird über 30 min. definiert. Die maximale Leistung ist immer nur sehr kurz, die Temperaturerhöhung des Akkus (oder Motors) macht da vorher dicht.
> Alle Fahrzeuge haben eine maximale Akkukapazität von 30 kWh.

Eine Akkukapazität vorzuschreiben ergibt keinen Sinn, da die Reichweiten nach Bedarf unterschiedlich sein müssen. Außerdem limitiert das Gesamtgewicht auch das Gewicht der Akkus und damit deren Kapazität.
> Es darf ein zusätzlicher Standardakku mit 10 kWh eingebaut werden, der an Ladestationen gewechselt werden kann.

Das Akkukonzept sollte frei sein. Bei einem Wechselkonzept könnte man sich auf Standards einigen, wie die USB-Ladekabel für elektronische Geräte.
> Die Reichweite darf durch Muskelkraft erweitert werden.

Natürlich. Aber auch durch Solarmodule. Würde ich frei lassen.
> Die Leistung für Zweiräder ist auf 15 KW begrenzt.

Bei L7E sowieso schon gegeben.
> Die Leistung für Fahrzeuge mit mehr als 2 Rädern ist auf 35 KW begrenzt.

Wozu? um ein kleines, leichtes Fahrzeug mit Tempo 100 und E-Motor zu bewegen?
> Alle Fahrzeuge dürfen nur mit Strom aus regenerativen Energiequellen geladen werden.

Im Gegensatz zum Heizöl, welches entsprechend gefärbt ist um zu vermeiden, dass es statt Diesel getankt wird, lässt sich Strom nicht irgendwie markieren. Wenn ich meinen Tropos an einer Haushaltssteckdose lade, erkennt der nicht, welches Stromanbiety ich habe.
> Pro Person dürfen in einem Haushalt nur zwei Plätze in einem Fahrzeug zur Verfügung stehen (Beispiel: 4 Personen, maximal 8 Sitzplätze).

Das fände ich zu viel Regulierungswut und fernab jeder Durchführbarkeit.
> Die Akkus bestehen aus optimal wiederverwertbaren kleinen Modulen, die so lange wieder aufgearbeitet werden müssen, bis sie die Anforderungen nicht mehr erfüllen. Danach müssen sie zerlegt und die Rohstoffe wiederverwertet werden. Die Kosten für diesen Prozess müssen von den Besitzern der Fahrzeuge bezahlt werden.

Zur Wiederverwertung von Akkus siehe Batterieverordnung:
https://de.wikipedia.org/wiki/Batterieverordnung

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Sieht jetzt ziemlich übersichtlich aus, passt aber trotzdem noch, als Gedankenexperiment.

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